Initiative RAW.Kulturensemble

Stellungnahme zur Pressekonferenz der Firmengruppe Kurth

Pressemitteilung vom 22.05.2015

Ist die Umsetzung des Einwohner*innenantrags gefährdet? Neue Miteigentümerin des RAW in Friedrichshain verspricht teilweisen Erhalt der Gebäude und kündigt die "zukunftsträchtige Entwicklung" des Geländes mit dem Bezirk an.

Auf ihrer Pressekonferenz am 28.04.2015 stellt die Firmengruppe Kurth ihre Entwicklungspläne für das RAW raffiniert unter das Motto „Drehscheibe der Ideen“ und zeigt sich gut vertraut mit dem Trend-Wortschatz der Berliner Stadtentwicklungspolitik: Erhalt von Kunst und Kultur, behutsame Entwicklung, Transparenz und die Beteiligung von Interessengruppen in einem kooperativen Planungsverfahren sind die wohlklingenden Stichwörter der Präsentation. Auch der befürchteten Verdrängung von Geländenutzer*innen begegnet die Kurth-Gruppe versichernd, dass „alle, die hier konstruktiv arbeiten“ einen Platz auf dem RAW finden würden.

Wir begrüßen das Verantwortungsbewusstsein der Investor*innen gegenüber mehr als 15 Jahren stadtteilorientierter Geländeentwicklung. Kritisch betrachten wir aber die folgenden fünf Aussagen:

1. Quartiersübliche Bebauung und Dichte

Die Kurth-Gruppe setzt auf bauliche Verdichtung. Als Vorbild soll die Bebauung an der Revaler und Warschauer Straße dienen, womit sich die Baumasse auf dem Gelände verfünffachen würde. Dem besonderen „Charakter des RAW“ käme so jedenfalls vieles abhanden.

2. Großflächige Begrünung begünstige Kriminalität

Die Schaffung einer großen Parkanlage auf dem RAW lehnen die neuen Investor*innen mit der Sorge um ansteigende Kriminalität ab. Doch erstens ist das ein Fehlschluss, zweitens eine leichtfertige Instrumentalisierung der Situation rund um den Görlitzer Park: Die Kriminalisierung von Flüchtlingen beginnt mit ihrem Aufenthaltsstatus!

3. BWH und VWG sollen an geeignete Mieter*innen vergeben werden

Die Kurth-Gruppe verspricht den Erhalt und Ausbau der kulturellen und künstlerischen Nutzung auf dem Gelände. Angekündigt hat sie aber zugleich die Sanierung und Neuvermietung zweier Häuser, in denen die älteste Ateliergemeinschaft des RAW ihre Arbeitsräume hat.

4. Wohnbebauung bei politischem Willen

Neben Gewerbe, Büros und Einzelhandel ist für die Kurth-Gruppe auch Wohnungsneubau denkbar, wenn es das kooperative Planungsverfahren ergebe. Trotz bestehender Beschlusslage soll darüber noch mit dem Bezirk gesprochen werden.

5. Kooperatives Planungsverfahren

Nach der Präsentation ist klar, welchen Weg die Kurth-Gruppe beschreiten möchte: Ihr gewünschter Nutzungsmix soll ein kooperatives Verfahren durchlaufen und eine möglichst intensive Bebauung der Freiflächen ermöglichen, die den spekulativen Kaufpreis finanziert.

Auf dieser Grundlage ist die Umsetzung des beschlossenen Einwohner*innenantrags eher unwahrscheinlich, und das wirft die Frage auf, ob es die Investor*innen und die Politik mit der beteiligungsorientierten Stadt(teil)entwicklung wirklich ernst meinen.

Wir wünschen uns daher nicht nur schöne Worte, sondern ein Beteiligungsverfahren, das den Namen auch verdient: Die aktive Teilhabe der Bevölkerung an der Stadtentwicklung muss ermöglicht werden und die Planung sich dem Gelände und Stadtteil anpassen, nicht umgekehrt.

 

Initiative RAW.Kulturensemble

Selbstorganisierte Bürger*innenbeteiligung: aktivierende Befragung der Anwohner*innen zum RAW Friedrichshain

Pressemitteilung vom 02.04.2014

Von April bis Juni 2014 führt die Initiative für den Erhalt des RAW.Kulturensemble eine aktivierende Bürger*innenbefragung zum RAW in Friedrichshain durch. Die Umfrage soll dazu beitragen, eine sinnvolle und bedarfsorientierte Planung des 8 Hektar großen Areals zu ermöglichen, indem sie die Bedürfnisse der Anwohner *innen ermittelt.

Die Initiative nimmt es diesen Sommer selbst in die Hand, die Bürger*innenbeteiligung in der Entwicklung des RAW-Geländes voranzubringen. Nach dem erfolgreichen Einwohnerantrag mit über 4000 Unterschriften, werden seit vergangenem Sonntag die Anwohnenden zu ihren Bedarfen und Ideen befragt.

In den kommenden drei Monaten wird die Initiative mit dem Fragebogen im Stadtteil unterwegs sein – samt allerhand Karten- und Infomaterial zum RAW sowie einem frischen Kenntnisstand zu der Auseinandersetzung zwischen den Eigentümern und den politischen Verhandlungen.

Die Umfrage ist bis zum 30.06. auch online¹ erreichbar oder kann als PDF von der Website der Initiative heruntergeladen werden. Dort finden sich außerdem die Adressen der Abgabeorte und Auslegestellen in Friedrichshain. Eine Auswertungsveranstaltung ist im Spätsommer geplant. Hier soll neben den Ergebnissen der Umfrage zudem ein geeignetes Verfahren für die Fortführung der Bürger*innenbeteiligung diskutiert werden.

Bereits 2001 trieb der „Ideenaufruf – partizipative Stadtentwicklung“ eine frühzeitige Ein-bindung der Anwohner*innen in den Planungsprozess des RAW-Geländes voran und beschritt damit einen neuen Weg der Stadtplanung. Die Eigentümergesellschaft R.E.D Berlin Development GmbH beharrte jedoch auf ihrer „städtebaulichen Vision“ und blockierte das damalige Kommunikationsforum aus Nutzer*innen, Anwohner*innen, Eigentümerschaft und Bezirkspolitik.

Seit dem Frühjahr 2013 setzt die Initiative für den Erhalt des RAW.Kulturensemble die Arbeit des Ideenaufrufs fort, Nutzer*innen und Anwohner*innen in die Planung einzubeziehen. Die Ergebnisse der Unterschriftensammlung für den Erhalt des RAW als Kulturensemble, Erholungsgebiet und Denkmalbereich zeigen, dass ein beachtliches Interesse unter den Anwohner*innen besteht, das Gelände als kulturellen Freiraum zu sichern und mitzugestalten.

Vermittels der Umfrage wird dieses erste Stimmungsbild nun um konkrete Anregungen und Kritik ergänzt. Auf diesem Weg kann das RAW ein Beispiel dafür werden, wie konstruktiv mit den Ideen und Potentialen vor Ort geplant wird.

 

Initiative RAW.Kulturensemble

Pressemitteilung vom 09.04.2013

Abriss und Wohnungsneubau verhindern - „Initiative für den Erhalt des RAW als Kulturensemble“ lädt ein!

Große Neubauvorhaben bedrohen das ehemalige RAW an der Revaler Straße in Friedrichshain. Die „Initiative für den Erhalt des RAW als Kulturensemble“ kämpft für die Bewahrung der historischen Gebäude und der soziokulturellen Nutzung.

Mit einem Einwohnerantrag will die Initiative die Diskussion um die Bebauung und zukünftige Nutzungen öffentlich machen und Anwohner*innen in die Planung einbeziehen. Sie bringt Nutzer*innen und Nachbarschaft vor Ort zusammen und plant mit diesen gemeinsam weiterführende Aktionen. Das öffentliche Engagement beginnt mit einem Stadtteilspaziergang auf dem RAW Gelände. Hier veranschaulichen Akteur*innen rund um das RAW die Dimensionen der aktuellen Planungen der Eigentümerschaft, die demnächst veröffentlicht werden sollen. Dazu werden die bisherigen Entwicklungen auf dem Gelände erläutert und die Visionen der Initiative präsentiert.

Sie sind eingeladen teilzunehmen! Der Rundgang beginnt am Freitag, den 12.04.2013 um 13 Uhr an der überdachten Treppe, Revaler Straße 99 Tor 1. Es gibt Kaffee, Kuchen und Sonnenschirme bei Bedarf. Weitere Informationen finden Sie auf kulturensemble-raw.de.

Die Intitiative für den Erhalt des RAW als Kulturensemble

Die Initiative engagiert sich für Erhalt des RAW als Denkmalbereich, Kulturensemble und Naherholungszentrum. Christoph Casper, einer der Initiator*innen erklärt warum: „Das RAW ist ein einzigartiges künstlerisches und kulturelles Zentrum in einem schützenswerten Gebäudeensemble. Dazu bietet es die letzte große Freifläche im Kiez - z.B. für einen dringend benötigten Park.“

Anwohner*innen, Gewerbetreibende, Künstler*innen, Kulturschaffende und Aktivist*innen in Friedrichshain gründeten die Initiative im Januar 2013. Seitdem lädt sie zu regelmäßigen Treffen ein, vernetzt die Beteiligten und Betroffenen vor Ort und evaluiert Instrumente der Bürgerbeteiligung. Sie verfolgt eine mit Anwohner*innen gemeinsam gestaltete Entwicklung im Kiez. Damit führt sie die in der Vergangenheit bereits begonnene Bürgerbeteiligung, die von den Eigentümern geschnitten wurde, fort.

Als Prämisse gilt eine Stadtentwicklung, welche die Stadt als Lebensraum und nicht als Kapitalanlage behandelt. Deswegen spricht sich die Initiative auch gegen eine Wohnbebauung auf dem RAW aus. Kuno Zscharnack erläutert die Ablehnung: „Der Wohnungsneubau ist im östlichen Friedrichshain in der bisherigen Form nicht mehr vertretbar. Es herrscht ein Mangel an Wohnfolgeeinrichtungen, die Bevölkerungsdichte ist mit Abstand die höchste in Berlin und der hier von Investmentfirmen finanzierte Neubau schafft meistens nur teure Eigentumswohnungen.“

Das ehemalige Reichsbahnausbesserungswerk „Franz Stenzer“ (RAW)

1867 gegründet, ist das RAW Zeugnis mehrere Epochen Stadtgeschichte und steht symbolisch für die Entwicklung Friedrichshains vom Arbeiter- zum Künstlerviertel. Bis zur Schließung 1994 arbeiteten hier über 1000 Menschen. Im Jahr 1999 haben zahlreiche Kunst- und Kulturschaffende begonnen, das Gelände wieder zu nutzen und haben damit einen Großteil vor dem Verfall bewahrt.

Das RAW entwickelte sich seitdem zu einem Ort mit internationaler Ausstrahlung und besonderer kultureller Bedeutung. Hier werden kulturelle Unterhaltung und soziales Engagement, freie Kunst und Kunsthandwerk miteinander verbunden. Zu den vielen hundert hier tätigen Künstler*innen, Handwerker*innen und Kulturschaffenden kommen mehrere hunderttausend Besucher*innen pro Jahr.

 

Einwohner*innen-Antrag RAW.Kulturensemble erhalten!

 

Initiative RAW.Kulturensemble

Pressemitteilung vom 03.09.2013

„Tag der offenen Türen“ und demokratische Stadtentwicklung im RAW.Kulturensemble

Das RAW.Kulturensemble öffnet am Sonntag, den 08. September 2013, im Rahmen des „Tag des offenen Denkmals“, Türen und Tore für AnwohnerInnen, PolitikerInnen und Initiativen aus dem Kiez und ganz Berlin.

Neben dem Einblick in die Gebäude und Nutzungen des RAW erhalten die BesucherInnen die Möglichkeit, am Beginn einer erweiterten BürgerInnen-Beteiligung mitzuwirken und wichtigen Diskussionen beizuwohnen.

Im Rahmen der Experiment Days diskutieren VertreterInnen aus Politik und Zivilgesellschaft zwei zentrale Themen der demokratischen Stadtentwicklung: Möglichkeiten und Defizite der aktuellen BürgerInnen-Beteiligung und die langfristige Sicherung von Gemeinwesenprojekten.

Dazu sammelt die „Initiative für den Erhalt des RAW.Kulturensemble“ die letzten Unterschriften für den EinwohnerInnen-Antrag. Sie hat bereits jetzt 3200 - deutlich mehr als die notwendige Anzahl an Unterschriften. Darauf aufbauend werden weitere Instrumente der Beteiligung, wie eine BürgerInnen-Befragung und ein Ideenaufruf, folgen. Die Initiative verhandelt zudem mit relevanten Akteuren und entwickelt eigene Konzepte zur Zukunft des RAW.Kulturensemble.

Sie sind herzlich eingeladen, am Sonntag persönlich vorbeizukommen.

Sonntag, 08. September 2013

Eintritt kostenfrei

RAW.Kulturensemble, Revaler Str. 99, Tor 2

Programm:

13:00 Uhr offene Ateliers, Werkstätten und Veranstaltungsräume mit wechselnden Angeboten; dazu Infostände und Aktionen auf dem Gelände

15:30 Uhr Podiumsdiskussion „Beteiligungsmöglichkeiten in der Stadtentwicklung“ in der Theaterlounge im SGL am Tor 2

18:00 Uhr Podiumsdiskussion „Verstetigung von Pionierprojekten“ im Cassiopeia